28.11.2014

Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit - Die drei Standbeine der Komplementärmedizin in der Brustkrebsbehandlung

Amüsant und lehrreich gestaltete sich ein Vortrag zu komplementären Behandlungsmethoden bei Mamakarzinom im Rahmen einer Fortbildung im DMP-Brustkrebs

Amüsant und lehrreich gestaltete sich ein Vortrag zu komplementären Behandlungsmethoden bei Mamakarzinom im Rahmen einer Fortbildung im DMP-Brustkrebs (Disease Management Programm), die das Elisabeth-Krankenhaus (EKH) in Kassel veranstaltete. Chefärztin des Brustkrebszentrums, Dr. Bettina Conrad, hatte dazu Prof. Joseph Beuth vom Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität Köln eingeladen.

Prof. Beuth ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass an erster Stelle bei Brustkrebserkrankungen die Standardtherapie stehe. Immer häufiger jedoch fragten betroffene Patientinnen danach, wie sie auf Dauer gesund bleiben können. Hier greift dann die Komplementärmedizin, die wissenschaftlich bewiesen, Nebenwirkungen der Standarttherapien reduzieren und damit die Lebensqualität erhöhen kann. Auf den drei Beinen Ernährung, Bewegung und seelische Balance stehe die Säule, die präventiv einer Krebserkrankung entgegenwirkt.

An erster Stelle nannte Prof. Beuth die Ernährung. Energisch widersprach er dem Irrglauben an spezielle Diäten, die den Krebs aushungern würden. „Wir müssen weg von den Dogmen, dass man nichts mehr darf“, rief er den rund 70 Frauenärzten im Publikum zu. Normalgewicht, eine ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse und Getreide und vor allem genug Flüssigkeit seien wichtig und ausreichend. Sogar auf ihr Gläschen Wein brauchten Frauen nicht zu verzichten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine ausgewogene Ernährung das Risiko, an Brustkrebs (wieder) zu erkranken, um 20 bis 40 Prozent senkt. Vitaminpillen und Nahrungsmittelergänzungen dagegen sind laut dem Fachmann kontraproduktiv.

Das zweite Bein ist die Bewegung, auf die man sogar während einer Therapie nicht verzichten müsse. An der Universität Köln wird in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln eine onkologische Trainingstherapie angeboten, die zu erstaunlich guten Ergebnissen führt. Regelmäßiges Training, drei- bis viermal in der Woche, senkt laut Prof. Beuth das Risiko eines Rückfalls um 30 bis 40 Prozent.

Wichtig sei auch die psychoonkologische Betreuung, in der Frauen Entspannung und einen gesunden Egoismus erlernen. „Frauen neigen dazu, für andere zu funktionieren und eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen“, weiß er. Die soziale Geborgenheit zum Beispiel in der Familie, im Freundeskreis oder Selbsthilfegruppen, sei wichtig.

Auch medikamentöse Komplementärmaßnahmen waren Bestandteil seines kurzweiligen Vortrags. Die Wirksamkeit von Selen zur Unterstützung der Verträglichkeit der Chemo- und Strahlentherapie, von Enzymen zum Schutz des Magen-Darmtraktes sowie von
Linseneiweißextrakt zur Befeuchtung der Schleimhäute ist anhand von Studien bewiesen. Ebenso bestätigt ist der sinnvolle Einsatz von Vitamin E zur Bekämpfung von Missempfindungen in Händen und Füßen.
Immuntherapien allerdings erteilte Prof. Beuth eine Absage. Eingeschränkt ausgenommen davon sieht er die Misteltherapie, die jedoch nur im Palliativfall angewendet werden solle. Dann nämlich würden die in der Mistel enthaltenen Endorphine zu einer Verbesserung des Wohlgefühls beitragen. Obwohl 80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen sich einer Misteltherapie unterziehen würden, profitierten nachweislich nur vier Prozent von ihnen letztendlich davon.